Kritiken & Presse
So urteilt die Presse über uns.
Aus der Sindelfinger Zeitung vom 23.8.2011
Bizarre Klangstürme
VON BERND HEIDEN
Darunter die vier biblischen Visionen von Bernhard Krol, der eigens zum
Konzert in die Martinskirche gekommen war. Der 1920 in Berlin geborene Komponist
lernte bei einem Enkelschüler Arnold Schönbergs, habe anders als der aber
niemals von der Tonalität gelassen, sagte Krol der SZ/BZ. Sein offizielles
Gesamt-Werk sei heute bei der Opus-Zahl 189 angekommen, vieles darunter seien
geistliche Werke und Kammermusik für Bläser. Was nicht überrascht. Krol war im
normalen Berufsleben Hornist in den namhaftesten deutschen Orchestern von Berlin
bis Stuttgart und Bayreuth. Der heute in Ostfildern lebende Musiker komponierte
„Vier biblische Visionen“ vor etwa sieben Jahren. Als Ausgangspunkt wählte er
Träume und Visionen, von Jakob, Nebukadnezar, Paulus und Joseph überliefert.
Horst Uhel als Liturg las vor den einzelnen Sätzen die entsprechenden
Bibelstellen, was Krols Stücken für Orgel und Vibraphon eine für das Konzert
unvergleichliche Fasslichkeit gab. Auch waren die Visionen, die bei aller
Modernität mit Zitaten, bei Joseph sogar mit dem Joseph-Weihnachtslied spielen,
die mit Abstand am offensten zu traditioneller Melodik sich bekennenden Stücke.
Ganz andere Interessen als Krol verfolgten die übrigen, von Schlagwerker Armin
Sommer und Organist Andreas Hoffmann mit teils enormer Virtuosität gespielten
Stücke, etwa das spektakuläre Orgel-Schlagzeug-Konzert von Harald Genzmer,
mittlerweile ein Repertoire-Klassiker. Während bei Festhalten am perkussiven
Grundcharakter Genzmer den Schlagwerker über Holzblock-Trommellaufwerke an die
Organistenrolle oft angleicht, beseitigt Hans Ludwig Schilling in „Carillon“
diese gezielt: Bei ihm schlüpft die Orgel zeitweise so täuschend in die
Vibraphon-Rolle, dass darüber nur Hingucken belehrt.
Simultaneität großer Kontraste wie Ruhe und Nervosität mit dialogisch zuckenden
Skalenfetzen über Orgelpunkten, später Durchführung von Bewegungsvarianten mit
glassplitterartigem Glockenspiel, buchstabiert eine Pulsation Bernfried Pröves
durch, während in Berthold Hummels „In Memoriam“ viele, teils bizarr-wütende
Klang-Stürme zu durchleben sind, bis das Werk sich beruhigt im finalen Choral
„Wenn wir in höchsten Nöten sein“.
Aus der Rheinpfalz vom 23. August 2010
Sphärische Klänge und ungewöhnliche Lautmalerei
Zweite Orgelnacht in der Pirmasenser Johanneskirche
VON CABRIELE STRAUSS
Ein Feuerwerk an Tönen mit beeindruckender Wiedergabe der Klangvielfalt in
Werken aus dem 16. bis 21. Jahrhundert erlebten etwa 150 Zuhörer in der zweiten
Orgelnacht am Samstag in der Pirmasenser Johanneskirche. [...]
Was dann angeboten wurde, haben sicherlich noch nicht viele Leute gehört. Im
letzten Block trat das „Duo Carillon" auf. Andreas Hoffmann, Kantor des Dekanats
Saarlouis, an der Orgel und der Percussionist Armin Sommer an Schlagwerk und
Vibrafon ließen seltene Kompositionen mit sphärischen Klängen, Tontupfern und
Lautmalereien erklingen. Von dem Komponisten Bernhard Krol folgten aus den „Vier
biblischen Visionen" „Jakob", „Nebukadneszar", „Paulus" und „Joseph"
faszinierende, aber auch nicht einfach anzuhörende Werke, die teils abwechselnd,
teils in toller Harmonie zusammen klangen, was sicher nicht für jeden Zuhörer
nachvollziehbar war. Eindrucksvoll auch das Turmglockenspiel „Carillon" von Hans
Ludwig Schilling, dessen Titel das Duo übernommen hat. Allein schon der starke
Applaus nach jedem Block zeigte die Begeisterung der Besucher. Solch eine
Orgelnacht verlangt förmlich nach einer Fortsetzung.
Aus der Rheinischen Post
Bibelstellen und jazziger Traumtanz
Von Lena Steeg
DINSLAKEN Das Konzert beginnt verhältnismäßig klassisch. Henry Purcell, der
1659 in England geborene Komponist, lieferte dem „Carillon''-Gespann, bestehend
aus Organist Andreas Hoffmann und Schlagzeuger Armin Sommer mit seiner
„Ouvertüre for Trumpets" einen mit majestätischem Trommelwirbel unterlegten
Auftakt für ihr Konzert in der Sankt Vincentius Kirche. Doch schon im nächsten
Stück, dem „Traumtanz" von Martin Christoph Redel, schwinden die eingängigen
Melodien und machen Platz für unkonventionelle Tonfolgen. Ein bisschen Jazz
schimmert durch, die Kombination des Gespielten ist so ungewöhnlich wie die der
Spielenden. „Als ich per E-Mail über das Programm der beiden informiert wurde,
war ich zunächst überrascht", gab vor Konzertbeginn auch Rudi Meyer,
Vorstandsmitglied des Pfarrgemeinderats von Sankt Vincentius, zu. Doch die
„völlig neue Kombination" habe ihn schon nach den ersten Hörproben überzeugt.
Die Mischung ist, zugegeben, keine leichte Kost. Man muss sich einlassen auf die
scheinbar improvisierten Musikmomente, die Andreas Hoffmann und Armin Sommer
ihrem Publikum schenken. Dumpfe Schlagzeugschläge, glockenhelle Orgeltöne,
abwechselnd und unstet vereint, beinahe gruselig, stellenweise anstrengend. Doch
das ausgezeichnet spielende Duo Carillon überzeugte vor allem durch seinen Mut
zu Neuem.
Durch die außergewöhnliche Besetzung hatten die beiden eigens für ihr Programm
Kompositionsaufträge vergeben. Mit. dem 2009 verfassten Stück „Le Rocher
tremblant de sept faux" lieferte so unter anderem die in Oldenburg lebende
Violeta Dinescu einen stimmigen Beitrag zum Repertoire der beiden Musiker. Tiefe
Orgeltöne und eigenwillige Schlagzeugklänge bauschten sich dabei gemeinsam zu
ekstatisch-rasenden Rhythmen auf.
Unterfüttert wurden die modernen Kompositionen im Programm durch „Vier biblische
Visionen" von Bernhard Krol. Die zunächst rezitierten Bibelverse über Jakob,
Nebukadneszar, Paulus und Joseph wurden dabei nacheinander individuell
musikalisch umgesetzt. Andreas Hoffmann, geboren 1980, studierte bis 2008 an der
Hochschule für Musik Saarbrücken katholische Kirchenmusik und besuchte
zahlreiche Meisterkurse.
Seit Oktober 2006 ist er hauptamtlicher Kantor an Sankt Peter Bous und Sankt
Marien Ensdorf. Sein Ensemble-Kollege Armin Sommer, geboren 1967, studierte an
der gleichen Hochschule klassisches Orchesterschlagzeug und Musikpädagogik.
Beide Musiker ernteten vom Dinslakener Publikum viel Applaus.
Aus der Neuen Ruhr/ Neuen Rheinzeitung, NRZ
Kuhglocken für St. Vincentius
Andreas Hoffmann und Armin Sommer boten mit Orgel und Schlagwerk neue Klangerlebnisse
Bettina Schack
Dinslaken. Wenn man eine Konzertorgel anschafft, soll man sie auch nutzen.
Dieser Gedanke stand am Anfang der Orgelkonzerte in St. Vincentius vor über zehn
Jahren und Rudi Meyer gelingt es nach wie vor, den. der den Klang des
Instruments inzwischen zu kennen glaubt, aufs Neue zu überraschen. Da stellte
ein Jean-Paul Imbert die Orgel in eine französische Kathedrale, ließ Sebastian
Küchler-BIessing sie mit Ligetis „Volumina" wie eine Rakete durchs Dach
schießen. Zudem bieten die Orgelkonzerte in St.Vincentius zunehmend der modernen
Musik eine Nische, die in Dinslaken ihresgleichen sucht. Am Sonntag war es
wieder so weit. Andreas Hoffmann und Armin Sommer aus Saarbrücken boten die
ungewöhnliche Kombination Orgel und Schlagwerk. Ein Klangerlebnis voller
Überraschungen und neuer Hörerfahrungen.
Dabei setzte das Duo eine musikalische Klammer, die den Hörern immer wieder die
Möglichkeit gab, sich auf vertrautem Boden wieder zu finden, um sich von dort
aus zu neuen Expeditionen in die Moderne mitnehmen zu lassen. Henry Purcell
komponierte nicht für Orgel und Schlagzeug, aber für Pauken und Trompeten. Und
das stellte für den Organisten Andreas Hoffmann und den Schlagwerker Armin
Sommer eine leichte Übung dar.
Bis zu zwei Sekunden klingen die Zimbeln nach. Ist es noch ihr Nachhall, der im
Kirchenraum stehen bleibt, oder schon das helle Register der Orgel, der ihren
Ton aufnimmt?
Tam Tam nur mit Ohrschutz
Martin Christoph Redel, Jahrgang 1947, komponierte seinen „Traumtanz'' für
das reiche Instrumentarium des Schlagwerkers. Die Orgel als ohnehin imitierendes
Tasteninstrument ergänzt die perkussiven Klänge. Sie rückt in die Nähe ihrer
jüngsten Brüder Keyboard und Synthesizer.
Als Zugabe werden Hoffmann/ Sommer Coplands „Fanfare for the common man"
spielen. Glocken, Vibrafon, schallende Becken und der mächtige Klang des Tam
Tams, das Sommer nur mit Ohrschutz anschlägt, vereinen sich mit dem Brausen der
Orgel. Berthold Hummel macht seinem Namen mit „in memoriam" alle Ehre.
Meditativer die Visionen Jakobs. Nebukadnezars, Paulus' und Josephs. Das Duo
liest die entsprechenden Bibelpassagen vor, bevor es Bernhard Krols Zyklus
interpretiert.
Nach dem Konzert haben die Zuschauer Gelegenheit, sich mit den Musikern auf der
Empore zu treffen. Neben der imposanten Orgel hat Sommer einen begehbaren Würfel
aus Stahlstangen und Traversen aufgebaut. Vollgepackt mit Trommeln, Vibrafon,
Xylofon, Becken, Gongs und Bambusstäben. Die Schweizer Kuhglocken sind echt. „Abtriebsglocken
aus Bern", erklärt Sommer, erläutert Klangeigenschaften und gibt Auskunft über
die Probearbeit zweier Musiker, die sich beide für in ihrer Art äußerst
unhandliche Instrumentaria entschieden haben. Sommers Sammlung ist zudem äußerst
individuell. Violetta Dinesche komponierte „Le Rocher Tremblant de Sept Faux"
eigens für das Duo.
Sie richtete sich nach den Instrumenten, die sie bei Armin Sommer zu Hause
vorfand.
Artikel aus NWZ online (Nordwest-Zeitung)
Zwischen Klang-Ekstase und jazzigen Melodien
Duo Carillon spielt Musik für Orgel und Schlagzeug in der Ansgari-Kirche
von Till Knipper
Oldenburg - In Johannes von Hoffs Konzertreihe
„Orgel und . . .“ wurde das Schlagzeug als Co-Instrument angekündigt. Wie soll
das zusammengehen? Das ausgezeichnet spielende Duo Carillon mit Andreas Hoffmann
an der Orgel und Armin Sommer am Schlagzeug brachten am Sonntag den Beweis: es
geht zusammen. In einer solchen Besetzung auftreten zu wollen ohne bestehendes
Repertoire, bedeutet allerdings, Kompositionsaufträge zu vergeben.
Mit „Le Rocher tremblant de sept faux“ (2009) lieferte die in Oldenburg lebende
Violeta Dinescu (1953) einen eindrucksvollen Beitrag. Statische, tiefe Orgeltöne
und zunächst naturhafte Schlagzeugklänge entwickelten sich zu einem urtümlich
tänzerischen Ritus mit räumlichen Effekten, um in ekstatische Klangmeditationen
zu gipfeln mit rasenden Rhythmen, gewaltigen Glockenschlägen und dröhnenden
Orgelclustern, die mitunter an den französischen Komponisten Olivier Messiaen
erinnerten.
Ähnlich abwechslungsreich wie der „Traumtanz“ von Martin Christoph Redel (1947)
zeigte sich Berthold Hummels (1925-2002) „in memoriam“ wie eine klingende
Lebensgeschichte. Nach erzählerischen Phrasen folgte eine jazzig groovende
Toccata. Schnelle Rhythmen verlagerten sich ins Innere eines vibrierenden
Orgelklangs und gingen über in sphärische Melodien und ein abschließendes
Kreuzmotiv, symbolisiert durch weite Glissandi. Hans Ludwig Schilling
entwickelte im Vergleich ein eher ruhiges, freundliches Spiel aus
verschmelzenden Harmoniefolgen und Imitationstechniken.
Eingerahmt wurden die vier modernen Kompositionen durch „biblische Visionen“ von
Bernhard Krol (1920), der rezitierten Bibelversen mitunter filmmusikalisch
klingende Charakterstücke an die Seite stellte. Das Duo Carillon konnte mit dem
dramaturgisch geschickt und vielfältig gestalteten und brillant aufgeführten
Programm überzeugen.
Vorbericht aus der Rheinpfalz vom 22.2.2010
Starke Kontraste, unheimliche Verschmelzung
Orgel trifft auf Perkussion, wenn das Duo Carillon am Freitag in der Augustinerkirche spielt
Wer über das Duo Carillon schreibt, schreibt auch immer über eine ungewöhnliche Kombination: Orgelpfeifen und Schlagwerk, Sakrales und Weltliches, zeitgenössische Avantgarde und barocker Rahmen. Kann dieses Potpourri der Gegensätzlichkeiten im Altarraum zu einer harmonischen Einheit verschmelzen? Es kann - ist sich das Duo Carillon gewiss, das am Freitag in der Augustinerkirche anlässlich des 40. Geburtstags der Kreismusikschule SÜW konzertieren wird.
Carillon - das sind Andreas Hoffmann, studierter Kirchenmusiker und derzeit
Kantor im saarländischen Bous, sowie Armin Sommer. Der klassisch ausgebildete
Orchesterschlagzeuger hat sich neben seiner Arbeit als Musikschullehrer ganz der
Neuen Musik verschrieben. „Als Schlagzeuger macht man entweder Jazz und Rock
oder Orchester. Wenn man etwas anderes machen will, bleibt einem nichts anderes
übrig", meint er scherzhaft über seine Begeisterung für die zeitgenössischen
Klänge.
Diese werden auch am Freitag aus den Orgelpfeifen, Almglocken, Bongos, Zimbeln,
Holzschlitztrommeln und Co. ertönen. Im Zentrum steht „Le Rocher tremblant de
sept faux", das die rumänische Komponistin Violeta Dinescu speziell für das Duo
anlässlich des Altenberger Internationalen Orgelzyklus' 2009 arrangiert Hatte.
Dazu erklingt Berthold Hummels
sinfonische Fantasie in drei Sätzen „in memoriam-" für Orgel und Schlagzeug
sowie Bernhard Krols vier biblische Visionen „und es erschien ihm, op. 147" für
Orgel und Vibraphon. Bei diesem Instrument zeige sich besonders die Verbindung
der beiden Ungleichen. Die Klänge des Stabspiels ähnelten den Flötenregistern
der Orgel. „Da muss man als Zuhörer schon schauen, wo der Klang überhaupt
herkommt."
Weitere Parallelen zwischen dem sakralen und dem weltlichen Instrument zeigten
sich insbesondere in ihrer Vielfältigkeit. Die Orgel als „Orchesterersatz"
korrespondiere mit dem Klang-Reichtum der zeitgenössischen Perkussionisten, „die
auf alles hauen, was Krach macht", meint Sommer mit einem Augenzwinkern. Es sei
das Spiel von starken Kontrasten und unheimlicher Verschmelzung, die die
Faszination von Carillon ausmache. Die Verbindung von alt und neu sei wie ein
Schaufenster des „von wo kommen wir her, wo stehen wir jetzt".
Nicht fehlen darf an jenem Abend natürlich das namensgebende Stück „Carillon"
von Hans Ludwig Schilling für Orgel und Metallklinger. Carillon bezeichnet
übrigens ein großes (Turm-)Glockenspiel, mit dem Melodien geschlagen werden. Das
kuriose Instrument erlangte hierzulande durch den französischen Film „Willkommen
bei den Sch'tis" eine kleine Berühmtheit.
Den Rahmen der „relativ ruhigen, zeitgenössischen Kompositionen, die teilweise
für Überraschungen sorgen" gibt jedoch ein Herr vor, der schon vor über 300
Jahren lebte. Drei- bis vierminütige Orchestersuiten für Orgel und Pauken des
Barockkomponisten Henry Purcell werden das Programm durchziehen. „Er ist mit
seiner Klangsprache nicht so weit von uns entfernt", erklärt Sommer. Die Pauken
geben Bombast, die Orgel Klangfülle.
Beim Konzert am kommenden Freitag dürfen sich die Zuschauer übrigens auf
„Stereoklang" einstellen. Normalerweise spielten die beiden Musiker nahe
beieinander. Durch die schmale Wendeltreppe zur Empore der Augustinerkirche
passten jedoch seine Schlagwerke nicht, erklärt Sommer. Also werde er sich
diesmal im Altarraum positionieren. Deswegen
hier schon einmal ein Tipp an das Publikum: „Besonders in der Mitte hat man
dadurch einen schönen Höreffekt."
(höj)
Artikel aus der Saarbrücker Zeitung vom 27.10.2009
Biblisch Visionen und Traumtänze
Besonderes Kirchenkonzert für Orgel und Schlagzeug fand in Erbach statt
Eine nicht alltägliche Kombination von Instrumenten erlebten Musikfreunde bei einem Konzert in der katholischen Kirche Maria vom Frieden in Erbach. Der Schlagzeuger Armin Sommer und der Organist Andreas Hoffmann gastierten als Duo Carillon mit reizvollen Klangeffekten.
Von Bernhard Reichhart
Erbach. Ein besonderes Konzert erlebten die nur wenigen Zuhörer in der
katholischen Pfarrkirche Maria vom Frieden. Das Zusammenspiel von Orgel und
Schlagzeug stellte für ein Kirchenkonzert eine nichtalltägliche Besetzung dar.
Doch gerade die außergewöhnliche Kombination von Orgelpfeifen mit Vibraphon,
Glocken, Trommeln, Triangel und vielen anderen Schlaginstrumenten sorgte in der
Pfarrkirche für einen ungeahnten Reichtum an Klangfarben. Das Duo Carillon in
der Besetzung Armin Sommer (Schlagzeug) und Andreas Hoffmann (Orgel)
präsentierte am Sonntagabend bei ihrem ersten Auftritt in der Pfarrkirche Maria
vom Frieden sowohl moderne Musik als auch Stücke mit melodiösen Passagen mit
sehr interessanten Klangeffekten.
Auf dem annähernd einstündigen Programm des Duos standen Werke aus dem 20.
Jahrhundert von Hans Ludwig Schilling, Berthold Hummel, Bernhard Krol und Martin
Christoph Redel.
Der Name des Duos "Carillon" stammt übrigens vom gleichnamigen Stück von Hans
Ludwig Schilling ab. Er leite sich von einem Musikstück für (Turm-)Glockenspiel
beziehungsweise einem Instrumentalstück mit glockenspielartigem Charakter ab,
welches es früher gab, betonte Hoffmann im Gespräch mit der Saarbrücker
Zeitung. Und so wurde das ungewöhnliche Kirchenkonzert auch passend mit
Schillings "Carillon" eröffnet. Die melodiösen Passagen trugen zur Entspannung
des Publikums bei.
Wesentlich moderner und abstrakter mutete dagegen das zweite Stück "in memoriam,
op. 74'' mit den drei Sätzen "Invocation", "Toccata" sowie dem Requiem-Choral
"Wenn wir in höchsten Nöten sein" von Berthold Hummel (1925-2002) an, welches
Dietrich von Bausznern in Töne umgesetzt hatte. Danach ging es mit moderner
Musik und Texten weiter. Die vier biblischen Visionen "und es erschien ihm, op.
147'' von Bernhard Krol, Jahrgang 1927, wurden sowohl musikalisch präsentiert
als auch als Text vorgelesen. Dabei erwiesen sich die vier Visionen Jakob,
Paulus, Nebukadnezar und Josef von der Stilistik her als eine Meditation über
diese vier Personen.
Abgerundet wurde das außergewöhnliche Kirchenkonzert von Orgel und Schlagzeug
mit dem erstmals ins Programm genommene Stück "Traumtanz, op. 30a" von Martin
Christoph Redel. "Wir spielen das Stück, das ursprünglich für Schlagzeug und
Streicher angelegt war und 1983 vom Komponisten für Orgel umgearbeitet worden
war, zum ersten Mal bei einem Konzert", betonte Andreas Hoffmann.
Artikel aus dem Kölner Stadtanzeiger vom 15.6.2009
Fein gesponnenes Erlebnis
Das „Duo-Carillon“ eröffnete den Internationalen Orgelzyklus 2009 im Altenberger Dom. Das Zusammenspiel von Orgel und Vibraphon ließ Traumlandschaften entstehen.
Von Günter Jeschke
Odenthal - Der Internationale Orgelzyklus
2009 wurde im Altenberger Dom mit einer außergewöhnlichen Besetzung
eröffnet: Orgel und Percussion. Das „Duo-Carillon“ aus dem Saarland mit dem
jungen Andreas Hoffmann an der Orgel und dem international erfahrenen Armin
Sommer am Schlagzeug war zu Gast. Der Blick des Konzertbesuchers
konzentrierte sich zunächst auf die nestförmig aufgebauten
Schlaginstrumente, in deren Mitte der Künstler Armin Sommer stand und von
dort, beim Konzert von sechs verschiedenen Notenständern die Musikzeichen
ablesend, das Arsenal bediente.
Da waren zu erkennen: Verschiedene Gongs
(mit Beulen), Becken und Tamtams, eine große und mehrere kleine Trommeln,
einige Holzblock- und Schlitz-Trommeln, eine Glasglockenkette und
Bambusstabgehänge, Triangeln, Röhren- und Stahlspiel-Glocken, bauchige
Kuhglocken, mehrere Herdenglocken (Cowbells), Griffschellen,
Schellentrommeln (Tamburin) und dominant ein Marimbaphon
(Xylophon-Nachfolger) und ein Vibraphon. Am spektakulärsten stand eine Wanne
mit Wasser da, in dem später die Schwingungen eines Bleches gedämpft wurden.
Diese Ansammlung von eher weltliche Stempel tragenden Geräusch-, Klang- und
Ton-Erzeugern sollte nun mit der Orgel Musik machen?
Eigentlich konnte man nur Chaos erwarten. Aber weit gefehlt! Der
Zusammenklang der mit viel Gefühl geschlagenen, gestrichenen und
gestreichelten Klangerzeuger mit der Orgel unter geschickter Nutzung des
Hallraumes Dom ergab ein fein gesponnenes, oft sinnlich berauschendes, geheimnis- und gefühlvolles Musikerlebnis. Darin wurden weiche Melodien
besonders am Vibraphon intoniert, das sich an diesem Abend als Herrscher
über die Orgel erhob.
Oftmals lieferte die Orgel nur einen Klangteppich oder Dauertöne als
Hinter- oder Untergrund. Nur Werke von Komponisten der Neuen Musik aus dem
20. Jahrhundert (die meisten leben noch) kamen an diesem Abend zu Gehör:
„Vier biblische Visionen“ für Orgel und Vibraphon op. 147 von Bernhard Krol
bildeten das Programm-Gerüst. Die einzelnen, etwa drei Minuten langen Sätze
- Jakob, Joseph, Nebukadneza und Paulus - sind genauso Programm-Musik wie
die dazwischen gespielten längeren Werke.
So schrieb der ebenfalls aus dem Saarland stammende Komponist Theo
Brandmüller zu seinem Werk „Elegie“ den Bezug zu Garcia Lorcas
„Bluthochzeit“ vor. In der Musik waren dann Waldatmosphäre und die
Beschwörung des Mondes als Symbol einer „unheimlichen Geborgenheit“ gut
nachzuempfinden. Auch für die Uraufführung des Abends, „Le Rocher Tremblant
de Sept Faux“, gab die rumänische Komponistin Violetta Dinescu textlich eine
Interpretation zu ihrer Musik vor: Die Wechselwirkung zwischen Weite und
Nähe.
Nach dem herzlichen Schlussapplaus [...] führte die Zugabe
- Aaron Coplands „Fanfare“ - aus den vorher recht zahlreichen
Musik-Traumlandschaften wieder in die reale Welt zurück.
Artikel aus dem Kölnische Rundschau vom 13.6.2009
Ungewohnte Klänge im Dom
Von CHRISTOPH KONKULEWSKI
ALTENBERG. Nachdem in Altenberg die Klaisorgel renoviert wurde, erstrahlt
auch der Altenberger Orgelzyklus in neuem Glanz. „Dieses erste Konzert des
Zyklus steht wie die ganze Reihe im Zeichen des 750-jährigen Jubiläums des
Doms“ sagte Rolf Müller, katholischer Kirchenmusiker und einer der
künstlerischen Leiter des Zyklus. Wie schon in den vergangenen Jahren kommen
die großen Organisten unserer Zeit in den Dom, um ihre Kunst auf der
Domorgel zu zeigen. An Fronleichnam ein ambitioniertes Konzert mit
Schlagzeug und Orgel: eine seltene Kombination, die bereits durch die
Besetzung festlegt, dass man es fast nur mit zeitgenössischer Musik zu tun
hat.
Anders als in weltlichen Konzerten präsentieren Kirchenmusiker häufig
auch neueste Kompositionen. Zu der Tradition dieses Genres gehört es, dass
Organisten selbst für ihr Instrument schreiben und für besondere Anlässe
auch eigene Kompositionen bieten. Für das Duo Armin Sommer (Schlagzeug) und
Andreas Hoffmann (Orgel) entstand für den Abend eine solche Komposition.
Musikalische Phantasien
Die rumänische Komponistin Violeta Dinescu, die an der Oldenburger
Universität Angewandte Komposition lehrt, schrieb „Le rocher tremblent de
sept faux“, ein engagiertes und besonders für das Schlagzeug lebhaftes Stück
Musik, in der das Thema vom Beginn sich immer mehr auflöst und dadurch
weiterentwickelt. Die „Vier Biblischen Visionen“ von Bernhard Krol
durchzogen den Abend wie ein roter Faden. Sie waren das Stück, das zumindest
teilweise tonal einzuordnen war.
Über die biblischen Figuren Jakob, Joseph, Nebukadnezar und Paulus
entwickelte der Komponist seine musikalischen Fantasien. Hier wie in den
anderen Stücken musizierten Armin Sommer und Andreas Hoffmann exzellent
zusammen und boten den Zuhörern die Möglichkeit „in den Raum zu hören“, ganz
so, wie es Rolf Müller zu Beginn des Abends empfahl. Auch das „Carillon“ von
Hans Ludwig Schilling war ein solches Stück, das mit Klängen, nicht mit den
traditionellen musikalischen Themen lockte. Der Raum tut hier sein übriges,
dem Hörer eine andere Art des Hörens zu ermöglichen. Die beiden Musiker
spielten souverän und virtuos und der lang anhaltende Schlussapplaus zeigte,
dass die Zuhörer ein solches Engagement durchaus zu schätzen wissen.
Artikel aus der Stuttgarter Zeitung - Blick vom Fernsehturm vom 10.6.2009
Leise tropfen Töne in die Stille
Saisonabschluss der Konzerte in der Haigstkirche mit Orgel und Schlagzeug
Von Gabriele Müller
Degerloch. Orgel und Schlagzeug - das klingt nach zwei Musikwelten,
die gegensätzlicher nicht sein könnten. Wie fantastisch sie sich
jedoch ergänzen können, das haben Organist Andreas Hoffmann und
Schlagzeuger Armin Sommer am Sonntag in der Haigstkirche bewiesen.
Diese Musik ist nur selten zu hören. Und sie beeindruckte das
Publikum in der fast voll besetzten Haigstkirche stark. Denn nach
dem Ende des letzten Konzerts der aktuellen Saison folgten viele
Zuhörer der Einladung des Schlagzeugers Armin Sommer, sich auf der
Orgelempore die Instrumente genauer anzusehen und den Musikern
Fragen zu stellen - die diese gerne beantworteten.
Das strukturbildende Element der Beiden sind für Orgel arrangierte
Sätze des Barockkomponisten Henry Purcell: festliche Märsche in
vertrauter Manier rahmen die ansonsten zeitgenössischen
Kompositionen, die in ihrer ungeheuer farbenprächtigen Klangmacht
mitreißen und den Zuhörern kaum eine Atempause gönnen würden.
Unabhängig von der Faszination des Hörerlebnisses strengt das
nämlich mitunter an. Die insgesamt fünf, ursprünglich für
Kammerorchester gesetzten Purcell-Stücke sind alle Arrangements von
Günter Berger nach Originalen wie "The Fairy Queen", "The Indian
Queen" oder "The married Beau". Der feierliche, etwas pompöse
Charakter dieser Ouvertüren und Trumpet Airs lässt sich mit den
strahlenden Registern der Orgel und mächtigen Paukenschlägen
wunderbar verwirklichen.
Wirklich aufregende Entdeckungsreisen für die Ohren sind dagegen die
Kompositionen des 1920 geborenen Bernhard Krol, der an diesem Abend
in der ersten Reihe im Publikum saß, ebenso die Stücke von Frank
Michael Beyer (Jahrgang 1928), Hans Ludwig Schilling (geboren 1927)
und Berthold Hummel (1925 - 2002). Vier biblische Visionen "Und es
erschienen ihm" (op. 147) spielen die Beiden auf Neue Musik
spezialisierten Instrumentalisten von Krol. Hell schwebt hier der
Klang von Sommers Vibraphon im Raum, dazu mischt sich behutsam ein
sanfter Orgelton. Ein solides, harmonisches Fundament ist nicht
spürbar, dafür liegt über allem ein akustischer Lichtschein, der
eine unwirkliche, durchglänzte Atmosphäre schafft. Schnarrende
Register sorgen bei der zweiten Vision für eine eher unheimliche Stimmung, der
durch das furchtlose Leuchten des Vibraphons jedoch viel von ihrem Schrecken
genommen wird. Schnelle, kristalline Läufe demonstrieren später die Virtuosität
des 42-jährigen Schlagzeugers und des 29-jährigen Organisten.
Ebenfalls sehr atmosphärisch ist der "Cantus II" von Frank Michael
Beyer, der eher frei gestaltet ist und vom Klangfarbenreichtum der
Orgel wie des Schlagwerks ausgiebig Gebrauch macht. Zu regelrechten
Klangcollagen fügt der Komponist die vielfältige Palette zusammen.
Hans Ludwig Schillings "Carillon" schöpft diesbezüglich noch mehr
aus dem Vollen. Der gestimmte burmesische Gong, das diffus klingende
Tam-Tam - ein chinesischer Gong - und das Becken bilden einen
reizvollen Kontrast zu den feinen, besonders leisen Orgeltönen.
Andreas Hoffmann, hauptamtlicher Kantor in Bous, setzt das
Schwellwerk der Orgel oft und gerne ein. Zwischen den beiden
Musizierenden entspinnen sich Frage-und-Antwort-Spiele, dann wieder
locken sie die Hörer mit transparenten Fugati; später tropfen
Vibraphon-Töne in die Stille und lösen Trauben von
Glöckchen-Geklingel aus. Es glitzert und funkelt, und von der
enormen Klangmacht, über welche Orgel wie Schlagwerk verfügen, ist
so gar nichts mehr zu spüren. Nur Leichtigkeit und Licht. Obwohl
weder ein durchgehender Puls noch eine feste, tonale Basis
auszumachen sind, löst das fröhliche und farbige Lichterspiel
Wohlbefinden aus; Wendungen, obwohl deutlich verfremdet, erinnern an
Vertrautes.
Anders Berthold Hummel: Er führt mit seinem "In memoriam" (op. 74)
das Publikum gerne in die Irre. Immer wieder durchkreuzen Kaskaden
harter Wood-Block- und Tom-Tom-Klänge das himmlische Irisieren des
Vibraphons; manchmal verschmilzt es mit der Orgel auf wundersame
Weise zu einem einzigen, homogenen Klangkörper und scheint
gedankenverloren zu träumen, bis - vollkommen unerwartet - wieder
eine freche, kratzig-laute Schlagwerkattacke alle aus dem
Dämmerzustand aufschreckt. Wahrlich kein alltägliches Konzert - aber
sicherlich eines, auf dessen Wiederholung viele warten werden.
Presseartikel der Rheinpfalz zum Konzert am 11.2.2007 in der Gedächtniskirche Speyer:
Unerhörte Klänge zum Lobe Gottes
„Orgel plus Schlagzeug" in der Gedächtniskirche
VON UNSEREM MITARBEITER RAINER KOHL
Wie vortrefflich das Schlagzeug zu Orgelklang passt, zeigte das jüngste Konzert
der Reihe „Orgel plus,.." am Sonntagabend in der Speyerer Gedächtniskirche. Der
junge Organist Andreas Hoffmann, Kantor im saarländischen Bous, musizierte
zusammen mit dem Schlagzeuger Armin Sommer.
Ein klangmächtiges Gotteslob brachten die beiden Interpreten zum Klingen, mit
Zimbeln und Pauken und weitaus größerem Instrumentarium noch. Zimbeln und
Becken, Gongs und Vibraphon kamen neben der Orgel zum Einsatz in Hans Ludwig
Schillings „Carillon", das von der Motivik eines Kirchturm-Glockenspiels
inspiriert war. Faszinierende Farbprismen wurden dabei geöffnet, unerhörte
Klangkonstellationen gewannen suggestive Kraft. Mit dem Geigenbogen
angestrichene oder angetupfte Vibraphonplatten tönten wie ein Glasharmonikaspiel
in meditativer Stille. Mystische Klanggärten, irreale Harmonien von sanfter
Schönheit taten sich ebenso in Schillings „Epiklese" auf.
Orgel und Vibraphon ist eine Kombination, die ganz aparten Reiz verströmt. In
Heinrich Krols „Vier biblischen Visionen" kam dies zu besonders faszinierender
Wirkung, in labyrinthisch kreisenden Klanggeheimnissen, elegischen Harmonien,
die rätselhaft miteinander verschlungen waren.
In „Pedals" von Daniel Pinkham kann der Organist die Hände quasi in den Schoß
legen, um sich ganz der Pedalarbeit zu widmen. Das unternahm Hoffmann zusammen
mit Sommer an den Pauken tänzerisch beschwingt bis mitreißend motorisch und
dazwischen expressiv brütend in dunkel grübelnden Bassklängen.
Für Neue Musik hat der Schlagzeuger Sommer ein besonderes Faible, das er in
mehreren Formationen auslebt. Ein höchst spannendes Programm war es, das er nun
mit dem Organisten aus dem Saarland erarbeitete. Die Neue Musik wurde dabei
regelmäßig zäsuriert und kontrapunktiert mit Henry Purcells barocken „Trumpet
Times" für Orgel und Pauken, erhebend und feurig in kraftvoll pointierten
Rhythmen musiziert.
Ein fesselndes Werk gab es am Ende mit Theo Brandmüllers „Elegia", das tief
hineinführte in verwunschene Traumlandschaften. Dazu Vibraphonklänge, die so
klangen, als fiele eine farbenprächtige Glasschüssel auf den Boden und zerberste
in 1000 Stücke, dabei wie in Zeitlupe kristallin in allen Farben funkelnd.
Hoffmann und Sommer musizierten hochkonzentriert und gespannt, mit viel Sinn für
Atmosphäre und Gehalt eines Werkes, und genauso präzise im Detail des Klangs.